Zwischen Schneeballschlacht und Reizüberflutung – wie Kinder mit Behinderung Winter wirklich erleben
Schnee – für viele klingt das nach Kindheit, Freiheit, Glitzern und roten Wangen. Nach Schneeballschlachten, Schneemänner bauen, Schneehöhle graben, Schlittenfahren, Schneeengel machen und heißen Händen in klammen Handschuhen. Für Kinder mit komplexer Behinderung bedeutet Schnee oft etwas ganz anderes: zu kalt, zu grell, zu viel.
Vielleicht kennen Sie das – man möchte dem eigenen Kind etwas Schönes bieten, etwas „Weihnachtliches“. Man sieht all die Bastelideen mit Schneeflocken, Schneemännern, Eiskristallen. Man will mitmachen. Nur – das Kind reagiert kaum. Sitzt still daneben. Und Sie fragen sich: Was mache ich falsch?
Sie machen gar nichts falsch. Diese Angebote passen einfach nicht zu jedem Kind. Denn viele dieser Aktivitäten sprechen Sinne an, die Ihr Kind vielleicht gar nicht nutzen kann – oder sie überfordern. Und was eigentlich Freude schenken sollte, wird schnell zu Frust.
In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, wie Sie solche Situationen vermeiden und stattdessen kleine, echte Erlebnisse schaffen können – angepasst an Ihr Kind, alltagstauglich und mit Bedeutung.
Sie erfahren, warum klassische Bastelideen oft an der Realität vorbeigehen – und wie Sie mit einfachen Sinnesangeboten Nähe, Freude und Selbstwirksamkeit in die Adventszeit bringen können.
Lassen Sie uns gemeinsam entdecken, wie Weihnachten spürbar werden kann – ganz ohne Schneemann.
Warum Schneemann basteln mit Kindern mit Behinderung oft keinen Sinn hat – und was wirklich guttut
Schneemänner basteln, malen oder backen – das gehört irgendwie dazu, oder? Watte, Kleber, Keksausstecher, Glitzer – fertig ist der „Winterzauber“. Nur: Für viele Kinder mit Behinderung hat das rein gar nichts mit Erleben zu tun.
Diese Bastelideen setzen Dinge voraus, die nicht jedes Kind nutzen kann. Feinmotorik, Sehen, Verstehen – das alles spielt hier eine Rolle. Ein Kind mit Spastik kann kaum eine Kugel formen. Ein Kind mit einer Sehbeeinträchtigung erkennt das fertige Werk nicht. Und ein Kind, das Schnee nur als unangenehm kalt kennt, wird keinen Bezug zu einem Schneemann haben. Für uns ist das vielleicht eine schöne Erinnerung – für sie oft einfach bedeutungslos oder sogar unangenehm.
Ich erinnere mich an Jonas. Wir bastelten Schneemänner aus Watte. Jonas – mehrfach behindert, nicht sprechend – saß still daneben. Er schaute, aber war nicht wirklich dabei. Irgendwann holte ich spontan eine Schüssel Schnee von draußen, formte mit klammen Fingern einen kleinen Schneemann und fluchte über die Kälte. Jonas lachte – laut, ehrlich, ansteckend – und schlug immer wieder gegen den Schneemann, bis er zerfiel. Das war sein Schneemoment. Nicht der Basteltisch, nicht der Kleber, sondern dieses gemeinsame Lachen im kalten Raum.
Kinder brauchen keine Symbole. Sie brauchen Sinneserfahrungen, die sie wirklich erreichen – riechen, fühlen, hören, mitgestalten. Wenn ein Angebot keinen Bezug zu ihrem Erleben hat, bleibt es leer. Teilhabe entsteht nicht, weil ein Kind dabei sitzt. Teilhabe entsteht, wenn es spürt, dass es gemeint ist.
Weihnachten mit behinderten Kindern: Begegnung statt Beschäftigung – so werden Angebote wirklich spürbar
Ein sinnvolles Angebot ist kein Beschäftigungsprogramm. Es ist eine Einladung – zu Begegnung, zu Miteinander, zu echtem Erleben. Und das funktioniert nur, wenn es wirklich zu Ihrem Kind passt: zu seiner Wahrnehmung, seinen Vorlieben, seinem Tempo.
Das Angebot sollte sanft dosiert sein. Nicht zu viel, nicht zu schnell, nicht „damit es was gemacht hat“. Es darf Spaß machen. Es soll sogar Spaß machen. Denn je mehr Freude und Verbindung in einem Moment liegen, desto mehr Bedeutung bekommt das, was am Ende daraus entsteht.
Ich erinnere mich an eine Situation aus meiner Arbeit: Wir hatten einen Stanzer – eigentlich für Papier. Doch das Kind mochte Papier überhaupt nicht anfassen. Also haben wir Orangenschalen genommen. Der Duft war intensiv, warm, weihnachtlich. Wir haben ausgestanzt, gelacht, gerochen. Später lagen die kleinen Orangenteile auf der Heizung, und der ganze Raum duftete. Das Kind war stolz, hat immer wieder gezeigt, was es gemacht hatte. Ihm war egal, ob das Motiv perfekt war oder ob etwas fehlte. Wichtig war: Es war seins.
So etwas wirkt. Weil es riecht, weil es echt ist, weil es geteilt wird.
💡 Fragen, die helfen, passende Angebote zu finden:
• Welche Sinne nutzt Ihr Kind besonders gern?
• Was löst bei ihm Neugier oder Freude aus?
• Wie können Sie das in eine kleine gemeinsame Handlung übersetzen?
Wenn Sie das beobachten und anpassen, wird aus einer Bastelidee eine Begegnung. Aus Pflicht wird Beziehung. Und aus „Wir basteln was Schönes“ wird „Wir haben etwas zusammen erlebt“.
Drei einfache Sinnesideen, wie Ihr Kind Weihnachten spürbar erleben kann
Hier sind drei einfache Ideen, die ohne viel Material auskommen – aber ganz viel bewirken können.
1. Wärmendes Fingerspiel statt Schneemann
Wenn die Hände kalt sind: Nehmen Sie ein wärmendes Hautöl, zum Beispiel mit Arnika oder Ingwer. Machen Sie daraus ein kleines weihnachtliches Fingerspiel. Die Kombination aus Berührung, Wärme und Duft – das ist Balsam für Körper und Seele. Sie pflegen und spielen gleichzeitig. Und Sie schenken Nähe, ganz ohne Aufwand.
2. Weihnachtslicht selbst schalten
Lassen Sie Ihr Kind die Weihnachtsbeleuchtung selbst an- und ausschalten – über einen Talker, einen großen Schalter oder eine Fernbedienung. Dieser kleine Moment von Kontrolle, dieses „Ich kann das selbst“ – das ist pure Selbstwirksamkeit. Und wenn das Licht wirklich angeht, weil es das selbst getan hat, dann entsteht Magie.
3. Eine Spieluhr als Mittelpunkt
Manchmal braucht es gar nicht viel. Stellen Sie eine Weihnachts-Spieluhr oder eine Pyramide als einzigen Reiz in den Raum. Machen Sie das Licht aus. Lauschen Sie gemeinsam, vielleicht singen Sie leise dazu. Diese Ruhe, dieser Fokus, das gemeinsame Atmen – das schafft Nähe, die bleibt.
Ich erinnere mich an einen Vater aus einer Beratung: Er hatte den Talker seiner Tochter mit den Worten „Licht an!“ programmiert. Sie drückte – und die Lichterkette begann zu leuchten. Ihr Lächeln in diesem Moment war unbezahlbar. Kein Schneemann der Welt hätte das geschafft.
Weihnachten mit behinderten Kindern: Kein Wettbewerb, sondern Begegnung
Weihnachten ist kein Bastelwettbewerb. Es geht nicht um Ergebnisse, sondern um Erlebnisse.
Nicht darum, dass alles perfekt aussieht – sondern dass sich etwas richtig anfühlt.
Wenn wir unseren Kindern nicht die Bastelvorlagen, sondern unsere Zeit, Berührung und Aufmerksamkeit schenken, wird Weihnachten spürbar.
Weihnachten spürbar machen – statt Schneemann basteln mit Kindern mit Behinderung
Manchmal braucht es keine großen Gesten, kein perfekt gebasteltes Ergebnis und keinen makellosen Schneemann. Es reicht, wenn etwas echt ist. Wenn Ihr Kind spürt: „Ich bin gemeint.“
Weihnachten wird nicht durch Bastelmaterial schön, sondern durch die Momente, in denen Nähe entsteht – durch Wärme, Duft, Klang, durch dieses kleine gemeinsame Lachen, das bleibt.
Das ist der Kern dieses Artikels: Angebote müssen nicht perfekt sein, sondern passend. Nicht laut, sondern lebendig. Nicht „akribisch durchdacht“, sondern mit Herz gewählt. Wenn Sie also das nächste Mal überlegen, was Sie machen könnten, fragen Sie sich lieber: Was könnte mein Kind spüren, riechen oder hören – gemeinsam mit mir?
Sie müssen nichts Großes vorbereiten. Fangen Sie klein an. Heute. Vielleicht mit einem Duft, einem Geräusch, einem sanften Moment von Berührung. Das ist oft mehr, als Sie denken.
👉 Wenn Sie sich wünschen, dass diese Adventszeit für Sie und Ihr Kind leichter, wärmer und spürbarer wird – dann kommen Sie in meinen Adventskalender „Weihnachten spürbar“.
Dort erhalten Sie jeden Tag kleine, alltagstaugliche Impulse, die Freude und Nähe schenken – ohne Stress, ohne Perfektionismus, aber mit ganz viel Bedeutung.
Denn Weihnachten muss nicht perfekt sein. Nur spürbar. ✨
Häufige Fragen zu „Weihnachten spürbar machen – statt Schneemänner basteln“
Ich bin oft zu erschöpft für zusätzliche Angebote – lohnt sich das überhaupt?
Antwort: Ja. Die Ideen sind bewusst klein gedacht, damit sie in Ihren Alltag passen. Es geht nicht um „mehr machen“, sondern darum, anders wahrzunehmen – und das darf leicht sein. Schon ein kurzer Moment kann Verbindung schaffen.
Mein Kind reagiert kaum auf solche Angebote – bringt das dann etwas?
Antwort: Auch wenn die Reaktion von außen kaum sichtbar ist, passiert innen oft mehr, als man sieht. Wahrnehmung zeigt sich leise: über Atmung, Blick, Körperspannung. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind spürt, wenn es gesehen und gemeint ist.
Ich bin unsicher, ob ich das „richtig“ mache. Gibt es einen falschen Weg?
Antwort: Nein. Es geht nicht um Technik, sondern um Haltung. Wenn Sie aufmerksam sind und Ihr Kind sich wohlfühlt, ist es genau richtig. Perfektion spielt keine Rolle – Beziehung schon.
Wie viel Zeit sollte ich für so ein Angebot einplanen?
Antwort: Oft reichen wenige Minuten. Entscheidend ist, dass Sie ganz da sind. Lieber ein kurzer Moment voller Präsenz als eine halbe Stunde mit Gedanken woanders.
Was, wenn mein Kind Berührungen oder neue Reize nicht mag?
Antwort: Dann ist das völlig in Ordnung. Beobachten Sie, was Ihr Kind angenehm findet – vielleicht sind es Geräusche, Licht oder Düfte. Orientierung und Sicherheit kommen zuerst, alles andere darf sich entwickeln.
Brauche ich spezielles Material für die Ideen?
Antwort: Nein. Fast alles können Sie mit dem, was Sie zu Hause haben, umsetzen – eine Decke, eine Taschenlampe, ein Duftöl, eine Spieluhr. Es geht nicht um Material, sondern um Bedeutung.
Kostet der Adventskalender etwas?
Antwort: Der Adventskalender ist kostenlos. Sie erhalten 24 kleine Impulse per E-Mail, die Ihnen helfen, die Adventszeit gemeinsam mit Ihrem Kind zu erleben – ohne Stress und ohne zusätzliche Vorbereitung.
Was wenn ich mehr Anleitung oder Hintergrundwissen brauche?
Antwort: Dafür gibt es den VIP-Pass zum Adventskalender. Dort finden Sie ausführliche Erklärungen, Videos und Anleitungen für die praktische Umsetzung – damit die Impulse wirklich Teil Ihres Alltags werden können.
Mein Alltag ist so unplanbar. Wie soll ich das regelmäßig schaffen?
Antwort: Sie müssen es nicht regelmäßig schaffen. Machen Sie es dann, wenn es passt. Jeder Moment zählt – selbst wenn es nur einer in der Woche ist. Ihr Kind erinnert sich nicht an den Plan, sondern an das Gefühl.
Kann ich die Ideen auch nach Weihnachten noch nutzen?
Antwort: Auf jeden Fall. Die Impulse sind so gestaltet, dass sie auch im Alltag funktionieren – beim Aufstehen, Essen, Kuscheln, Pflegen. Weihnachten ist nur der Rahmen. Das Spürbare darf bleiben.

