Pflegekraft

Was für Absichten haben Sie?

Unsere eigenen Absichten in der Pflege prägt unsere Handlung. Diese müssen uns bewusst werden, ehe wir eine Veränderung bewirken können.

Ein Beispiel zu Beginn

In der Übergabe bekommen wir jemanden vorgestellt mit „kann nur in Rückenlage liegen“:
Bin ich nun der Ansicht:

  1. Warum kann er nur Rückenlage – liegt´s an der Hüfte? Muss ich ihn alle zwei Stunden drehen? Wie setze ich Dekubitus- und Sekretmanagement um? Benötigt der Kranke für eine andere Position viel Unterstützung, damit er nicht zurück in die Rückenlage fällt?
  2. Oder überlege ich, was braucht man denn grundsätzlich für Fähigkeiten, um in der Rückenlage zu liegen und sich zu drehen? Ich werde den Dialog auf Augenhöhe suchen und gehe den Ursachen auf den Grund. Ausstreichen oder Modellieren des Körpers der Person können helfen, dass sie sich besser wahrnimmt. Ich beobachte genau, was für Kompetenzen die Person hat und wie man sie nutzen kann. Dann biete ich nachvollziehbare Angebote, um ihn zu kleinen zielgerichteten Bewegungen zu locken.

Was für eine Absicht in der Pflege haben Sie?

In den letzten Jahrzehnten hat sich unser medizinisches Können wahnsinnig erweitert. Wir benennen Leiden, zögern es hinaus, mindern, bekämpfen und heilen es. Behandlungen werden immer erfolgreicher – doch Betroffene können dies meist nicht verstehen. Auch uns, die wir bei der Genesung unterstützend helfen, ist das Denken in den medizinischen Schubladen nicht immer hilfreich. Grundsätzlich müssen wir professionellen Pfleger und Therapeuten oft reagieren und Tätigkeiten ausführen, bei denen der Patient passiv bleibt. Wir saugen ab, katheterisieren, verbinden Wunden, bewegen durch und der Kranke bleibt ruhig liegen. Gewünscht ist hier weder Abwehr noch (zu viel) Mithilfe. Natürlich wissen wir, wie jenes Medikament wirkt oder jene Muskelgruppe arbeitet, es hilft es uns jedoch bei vielen Handlungen am Bettrand nicht weiter.

In der Behandlung bin ich zielorientiert

Haben wir etwa als Ziel eine Aktivität, wie „im Bett aufsetzen“ statt dem „Spritze geben“, kommen wir mit dieser Haltung nicht über das Behandlungsabsicht hinaus:

  • Das Problem erkennen wir und haben die Lösung.
  • Die Aktivitäten gestalten wir, sind aktiv – der Betroffene passiv, soll uns vertrauen, muss aber nicht nachvollziehen können.
  • Wir sind defizit- und zielorientiert.
  • Der Weg zur Zielerreichung soll effizient und standardisiert sein.

Der Weg zur Selbsthilfe

Hat man mit dem Erkrankten dagegen mehr vor als die Behandlungspflege, ist gerade kein akuter Notfall, so kommen wir zu der Lern- oder Entwicklungsabsicht. Hier geht es nicht um die Zielerreichung, sondern um den Weg dahin. Der Patient soll das Angebot erhalten selbst etwas zu lernen, etwa:

  • Der Erkrankte bekommt durch den Initialkontakt das Angebot Sicherheit und Vertrauen aufbauen zu können.
  • Beim Waschen seines Gesichtes kann er dies mit seiner Hand begleiteten, um sich selbst zu spüren.
  • Durch externen Druck auf seinen Fuß hat er die Möglichkeit Entlastung in seiner Hüfte zu spüren und kann das Drehen auf die Seite besser nachvollziehen.
  • Wir können ihn animieren, seinen Arm doch selbst mit durch den Pulli zu stecken.
  • Wir können ihn das Angebot machen und ihn Bestärken seinen Kopf kurz selbst zu halten.
  • Er bekommt verschiedene Anregungen sich auf die Seite zu drehen, um mehr Möglichkeiten für Bewegung zu entwickeln.

Eine Lösungsmöglichkeit: der Weg ist das neue Ziel

Dazu müssen wir unsere eigene Bewegungskompetenz nutzen und mit dem Erkrankten zusammen einen Weg suchen, der das Potential enthält, mehr selbst zu übernehmen. Wie man sich bewegt hat eine unglaubliche Auswirkung auf die eigene Befindlichkeit, die eigenen Gesundheitsentwicklung und die eigene Lebensqualität. Hier sind wir als Professionelle gefragt kreativ zu denken und jeden Erkrankten einzeln individuell anzuschauen und zu reflektieren, wie eine Hilfestellung zu einem Lernangebot genutzt werden kann.

Eine Hilfe stellt die Sprache dar:

  • Statt „zu lagern“ unterstütze ich eine angepasste Position zu finden.
  • Ich fördere die Eigenwahrnehmung bei der Grundpflege, statt „fertigmachen“.
  • Statt „umzusetzen“, helfe ich von hier nach da.

Was für eine Absicht in der Pflege hast du bei Aktivitäten?

Pflegende haben klassischerweise die Absicht in der Pflege zu behandeln. Wollen sie aber ihren Schützling zu einer positiven Veränderung und Auseinandersetzung mit seiner Erkrankung verhelfen, so müssen sie sich mit ihrem Ziel auseinandersetzen. Da geht es nicht darum, ihn etwa zur Seite zu drehen, sondern auf dem Weg der Drehung angepasste Hilfestellung in kleinen Schritten zu geben. So spürt der Hilfsbedürftige wie die Bewegung funktioniert, bekommt eine Idee davon und erhält das Angebot, nach seinen individuellen Möglichkeiten mitzumachen.

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1. Dezember - Kraft der Basalen Stimulation

Herzlich willkommen zum ersten Türchen unseres Adventskalenders!

Heute gehen wir einen Schritt zurück zu den Wurzeln und schauen uns an, was Basale Stimulation bedeutet. Klingt erstmal kompliziert? Ist es aber nicht – versprochen!

Was steckt hinter „basale Stimulation“?

Der Begriff setzt sich zusammen aus:
🌟 Basal/Basis: Das Fundamentale, das Grundlegende. Es geht um die einfachsten, elementarsten Wege, Kontakt herzustellen. Keine Bedingungen, keine Leistung – einfach ein Angebot, da zu sein.

🌟 Stimulation: Ein Anreiz, eine Einladung. Es geht darum, den anderen zu motivieren, ohne zu drängen, und ihm zu helfen, wieder eine Verbindung zu spüren – zu sich selbst und zur Welt um ihn herum.

Das Ziel? Menschen mit schweren Einschränkungen Angebote zu machen, die sie auf ihrer Ebene erreichen.

Warum ist das wichtig?

Für viele Menschen mit Einschränkungen fühlt sich der eigene Körper oft fremd oder sogar bedrohlich an. Schmerzen, Wahrnehmungseinschränkungen und fehlende Bewegungsmöglichkeiten können dazu führen, dass sie sich „verlieren“. Basale Stimulation hilft dabei, wieder ein Stück Heimat im eigenen Körper zu finden.

Mit einfachen, achtsamen Berührungen, Bewegungen oder Reizen können wir:
🌱 Nähe und Vertrauen schaffen.
🌱 Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
🌱 Den Zugang zur eigenen Identität stärken.

Ein liebevolles Angebot statt Forderung.

Basale Stimulation heißt: „Ich lade dich ein, mit mir in Kontakt zu treten. Du kannst darauf reagieren – aber du musst es nicht.“

Dieses Prinzip zieht sich durch den gesamten Adventskalender. Gemeinsam entdecken wir, wie Bewegung und Dialog Hand in Hand gehen.

Ich wünsche Ihnen eine bereichernde Entdeckungstour durch die Welt der Basalen Stimulation und einen besinnlichen ersten Dezember.

Basal-bewegte Grüße
Martina Götschel