Alles mit dem Mund

Alles mit dem Mund

Bei der Zielgruppe der Schwerstkranken spielt der Mund und die Mundhöhle für uns Pflegende häufig eine große Rolle, schließlich gehört die Mundpflege, das Sprechen, das Essen und die Atmung damit in einem direkten Zusammenhang. Ganz selbstverständlich saugen wir oral ab, putzen Zähne, bieten Nahrung an, unterstützen beim Trinken usw. Doch für den Betroffenen geht es um viel mehr, da lohnt es sich einmal genauer hinzuschauen!

Bedeutung Mund und Mundhöhle

Ich bitte dich, lieber Leser, einmal drei Fragen ganz konkret zu beantworten:

  1. Was bedeutet für DICH als Privatperson Mund und Mundhöhle?
  2. Welche Dinge nimmst DU privat an/in den Mund?
  3. Was gibt es für Dinge im beruflichen Alltag für den Mund?

Lass dir Zeit für die Antworten. Denn das hier ist wirklich wichtig und entscheidend!

Zur ersten Frage

Bedeutet für dich, dass der Mund nur für Nahrungsaufnahme steht? Oder gibt es da noch mehr? Was ist dir noch wichtig? Ist dir die verbale Sprache oder die Atmung wichtiger? Welche Rolle spielt bei DIR Ästhetik und Erotik? Was hälst du von Küssen, Rauchen, Bonbons usw.?

Zur zweiten Frage

Was nimmst DU an/in deinen Mund? Plastik- oder Metallbesteck? Glas oder Porzellantasse? Sporttrinkverschluss, dünne Flaschenöffnung oder breite? Zahnbürste elektronisch oder normal? Verwendest du Mundwasser und Zahnseide? Vom ganzen Apfel abbeißen, als Apfelspalten, im Obstsalat oder als Apfelmus? Kaltes Vanilleeis, Vanillemilch oder warmer Vanillepudding? Weintraube, Marshmallow, Brot oder Möhre? Cola, Kaffee, Zitronensaft oder Brühe?

Egal was du für Materialien, Konsistenzen, Temperatur, Oberfläche, Geschmack (usw.) bevorzugst und was du erkundest – es geht doch wohl letztendlich immer nur um eins: dem Genuss!

Zur dritten Frage

Was verwendest DU in deinem beruflichen Alltag für deine Schwerstkranken für den Mund? Etwa das Gleiche wie bei der zweiten Frage? Nur zwei Mal am Tag eine weiche Zahnbürste und milde Zahncreme? Oder zusätzlich noch Zungenspatel und Spreizer? Zwischendurch Absaugkatheter, Kompressen, Watteträger, Stäbchen?

Ziel ist oft: Essen und Trinken muss rein, Beläge müssen abgetragen werden und die Zähne müssen geputzt werden!

Da stimmt doch was nicht!

Mit dem Mund wird nicht nur gegessen. Es hat noch viele weitere wichtige Aufgaben, die nicht zu unterschätzen sind. Letztendlich geht es aber immer nur um eins: die Lebensqualität.

Für Schwerstkranke dagegen geht es meist in erster Linie nur um die Essensaufnahme und die Mundpflege. Dabei werden Produkte verwendet, die oft nichts mehr mit Normalität zu tun haben. Wenig davon hat mit Genuss zu tun und man nimmt dies privat eher nicht an/in den Mund.

Der Mund ist extrem für unsere Lebensqualität entscheidend. Schwerstkranke erfahren dagegen bisher eher maximale Irritation im hochsensiblen Bereich.

www.basal-bewegt.de von Martina Götschel

Zauber des Os

Die Zunge macht alles zwanzig bis vierzig Mal größer. Der Mund ist mit umfangreichen Wahrnehmungsrezeptoren ausgestattet, die höchste Dichte hat die Zungenspitze. Der Mund stellt einen wesentlich bedeutsameren Erkennungs- und Erfahrungsbeitrag dar, als es die Hände und der Blick zusammen leisten können.

Die Zunge hat Geschmackssensoren in Kombination mit dem Riechnerv und kann so unterschiedlichste Geschmacksrichtungen und Konsistenzen erfahren.

Der Mund bietet den intensivsten Erfahrungsraum und ist der wahrnehmungsstärkste Bereich des Menschen!

Durch den Mund kann man die einzuatmende Luftmenge besser regulieren und tiefer atmen. Schon weit vor der Geburt im Mutterleib wird am Daumen gelutscht und geschluckt. Der Mund ist ein Berührungs- und Lustorgan. Der Kuss selbst ist mit der intensivste Austausch zwischen zwei Menschen. Er führt zu einer tiefgreifenden Anregung des gesamten Körpers und hat damit nicht nur eine lokale, sondern eine ganzkörperliche Auswirkung. Der Mund ist als Kommunikationsmittel bedeutend. Zum einen zum Sprechen und als wesentlicher Bestandteil der Mimik. So basieren einige wichtige Schmerzskalen auf die Form des Mundes. Wie bisher beschrieben liegt der Blick des Gegenübers an unseren Lippen, da ist der Ästhetische Aspekt nicht zu vernachlässigen.

Der Mundbereich ist äußerst sensibel und intim. Manipulationen (man denke nur an den Zahnarzt) rufen schnell das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit hervor. Alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Mund bedürfen der äußersten Sorgfalt!

Willst du mehr über die Mundpflege wissen? Weitere Literatur zu diesem Thema gibt es unter den Themen Basale Stimulation und Palliativpflege. Gerne kannst du mich auch buchen, dann können wir im direkten Zusammenhang das Thema zusammen bearbeiten. Ob als Workshop, online oder ganz individuell. Deine Themen und Herausforderungen weiterzubringen und deinen Kontakt mit deinen Pflegebedürftigen zu intensivieren – ja dafür brenne ich!

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1. Dezember - Kraft der Basalen Stimulation

Herzlich willkommen zum ersten Türchen unseres Adventskalenders!

Heute gehen wir einen Schritt zurück zu den Wurzeln und schauen uns an, was Basale Stimulation bedeutet. Klingt erstmal kompliziert? Ist es aber nicht – versprochen!

Was steckt hinter „basale Stimulation“?

Der Begriff setzt sich zusammen aus:
🌟 Basal/Basis: Das Fundamentale, das Grundlegende. Es geht um die einfachsten, elementarsten Wege, Kontakt herzustellen. Keine Bedingungen, keine Leistung – einfach ein Angebot, da zu sein.

🌟 Stimulation: Ein Anreiz, eine Einladung. Es geht darum, den anderen zu motivieren, ohne zu drängen, und ihm zu helfen, wieder eine Verbindung zu spüren – zu sich selbst und zur Welt um ihn herum.

Das Ziel? Menschen mit schweren Einschränkungen Angebote zu machen, die sie auf ihrer Ebene erreichen.

Warum ist das wichtig?

Für viele Menschen mit Einschränkungen fühlt sich der eigene Körper oft fremd oder sogar bedrohlich an. Schmerzen, Wahrnehmungseinschränkungen und fehlende Bewegungsmöglichkeiten können dazu führen, dass sie sich „verlieren“. Basale Stimulation hilft dabei, wieder ein Stück Heimat im eigenen Körper zu finden.

Mit einfachen, achtsamen Berührungen, Bewegungen oder Reizen können wir:
🌱 Nähe und Vertrauen schaffen.
🌱 Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
🌱 Den Zugang zur eigenen Identität stärken.

Ein liebevolles Angebot statt Forderung.

Basale Stimulation heißt: „Ich lade dich ein, mit mir in Kontakt zu treten. Du kannst darauf reagieren – aber du musst es nicht.“

Dieses Prinzip zieht sich durch den gesamten Adventskalender. Gemeinsam entdecken wir, wie Bewegung und Dialog Hand in Hand gehen.

Ich wünsche Ihnen eine bereichernde Entdeckungstour durch die Welt der Basalen Stimulation und einen besinnlichen ersten Dezember.

Basal-bewegte Grüße
Martina Götschel